Beim jährlich stattfindenden Rossini Opera Festival in Pesaro, mittlerweile eines der wichtigsten Festivals in Italien zu Ehren des dort geborenen Komponisten Gioachino Rossini, wurde 2010 erstmals seine „Wahnsinns-Oper“ „Sigismondo“ aufgeführt. Nach dem Flop bei der Uraufführung 1814 ist das Werk zunehmend in Vergessenheit geraten, obwohl Rossini einige Stücke daraus für seine späteren Opern verwendete. Regisseur Damiano Michieletto verlegte die Handlung des ersten Aktes in eine Irrenanstalt, was beim Publikum gegensätzliche Meinung hervor rief. Die Aufführung überzeugte durch die hohe musikalische Qualität des Werkes, die nicht zuletzt dem jungen Dirigenten Michele Mariotti zu verdanken ist. Er führt das Orchester schwungvoll durch die Partitur und lässt die spannende Handlung aufleben, die zudem von den Protagonisten herausragend interpretiert wird. Daniela Barcellona porträtiert den verrückten König Sigismondo mit stimmlicher Intensität und fließenden Koloraturen. Tenor Antonino Siragusa, ein ausgezeichneter Rossini-Interpret, verkörpert den Verräter Ladislao und Sopranistin Olga Peretyatko ist als Aldimira zu erleben.