„Jenůfa“, noch immer Janáčeks erfolgreichste und meistaufgeführte Oper, ist eine musikalische Milieustudie. Christof Loy verlegt die Handlung von Janáčeks Drama in einen nackten weißen Raum, in dem der Wechsel der Jahreszeiten nur angedeutet wird. In dieser kahlen Gefängniszelle der Sakristei erzählt Loy die Geschichte der strengen Küsterin (Kostelnička), die aus Angst vor Geschwätz und Sorge um die Zukunft das uneheliche Kind ihrer Stieftochter Jenůfa ertränkt. Michaela Kaune singt die Titelrolle der Jenůfa mit ihrem warmen Sopran, die die verzweifelte Situation in jedem Moment nachfühlbar macht und darin gipfelt, als sie ihren toten Sohn entdeckt. Jenůfas Stiefmutter wird von der amerikanischen Mezzosopranistin Jennifer Larmore gesungen, die mir ihrer großartigen Stimme beeindruckt. Der Dirigent Donald Runnicles leitet das Orchester der Deutschen Oper Berlin, welches die perfekte Balance zwischen aufwühlender Intensität und struktureller Raffinesse findet.